Nachruf für Franzi

 

Gestern ist Franziska Reithner völlig unerwartet gestorben.

Sie, die über so viele Wehwehchen gejammert hatte, die wahrscheinlich auch ihre verschiedenen Ärzte nicht ernst genommen haben, ist an einer Krankheit gestorben vor der sie sich vielleicht gefürchtet hatte, aber nicht geahnt. Heute wissen wir noch nicht ob ihr Herz oder ihr Gehirn versagt hat.

Sie war ein Urgestein,  das Auslaufmodell einer Marktfrau vom Viktor Adler Markt.

Hat man ihre tiefe, polternde Stimme gehört, hat man zuerst immer einen Mann vermutet, doch wenn dann ihr Rotschopf aufgetaucht ist, hat man gesehen, dass sie einer Frau gehört- der Franzi.

In ihrem Innersten ist sie immer das ängstliche „Weibi“ geblieben, wie sie von ihrer Mutter und ihrer, in England lebenden, Schwester noch genannt wurde.

Dass das so war, dazu hat sicher ihr schon früher verstorbener Ehemann, der Poldi, beigetragen. Er hatte fast bis zu seinem Ende ein strenges Regiment geführt, hat ihr Schmuck, Häuser und Geld hinterlassen, aber viel Liebe hat sie von ihm nie erhalten.

Trotz vieler sogenannten Freunde und Bekannten, war sie einsam und allein. Doch sie wollte es nicht anders.

Zweimal war sie mit meinem Mann und mir auf einem 4 Tage dauernden Kurzurlaub. Zuerst in Bad Aussee, wo sie zum ersten Mal in ihrem Leben auf einen Berg, den Loser, mit uns gefahren ist, und dann in Seeboden am Millstädter See im Moserhof. Wo sie so gerne wieder hingefahren wäre, nur allein wollte sie nicht und wir konnten, wegen der Erkrankung meines Mannes nicht mehr.

Weil wir, es war Oktober 2006, mit dem Auto im Reisezug bis Villach gefahren sind, musste sie sich, erst schimpfend, weil es so teuer war, eine Bahnkarte erster Klasse lösen.

Doch wir werden nie vergessen, wie sie am Gang des Waggons gestanden ist, während der Fahrt über den Semmering, und immer wieder ausgerufen hat, wie schön das ist und vor Freude herumgesprungen ist wie ein kleines Kind.

Sie hatte zum ersten Mal  in ihrem Leben solch eine Zugsfahrt unternommen, abgesehen von den Hamsterfahrten nach dem Krieg mit einem Rucksack.

Wir haben sie gern gehabt, die Franzi, und werden sie nicht vergessen. Es wird mir was fehlen, wenn mich im Sommer am See nicht mehr in aller Herrgottsfrüh ihre tiefe Stimme ruft: „ Rosi fahrst zum Billa, nimmst mi mit ?“Franziska Reithner beim Karpfen Füttern

15.2.2009        Rosi Heissig

 

                                                        vielen Dank an Peter Stahrl für dieses Foto:

 

Erinnerung an die Franzi

 

Mit ihren feuerroten Haaren hat man sie mit einem Blick erkannt

Und manches Fest hat singend sie mit ihrer tiefen Stimme aufgemischt.

Sie hat sich hin und wieder eine Damenzigarette angebrannt,

und auch vor Rührung manche Träne aus dem Aug gewischt.

Sie war ein Kind und ist es auch geblieben,

das aufwuchs in der Kargheit einer schweren  Zeit,

man musste sie, die Spröde, lieben,

denn auch zum Geben war ihr Herz bereit.

 

Sie hat ein Leben lang und schwer geschuftet,

bis sie dann endlich ging in Pension,

sie liebte ihren Garten, wenn er duftet,

und mit den ersten Strahlen lag sie in der Sonne schon.

Sie war stets braun, die Haut gegerbt vom Rösten,

wenn sie von früh bis spät zufrieden in der Sonne lag,

weil sie getan, das was sie wollte, soll uns trösten,

ob sie im Himmel auch die Nähe von der Sonne mag ?

 

19.2.2009                   Rosi Heissig